Fünf Jahre lang waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Aufgrund des unmenschlichen Hypes um ihr Privatleben traten die deutschen Megaseller Tokio Hotel die Flucht nach vorne an und übersiedelten nach Los Angeles. Nach einer langen Zeit der Selbstfindung kam auch die Lust zum Musizieren wieder. "Kings Of Suburbia", das lang erwartete Comeback- Album, hat sich von den alten Werken des Quartetts distanziert und rollt die Charts als poppige Electro- Platte auf. Im "Krone"- Interview sprach Sänger Bill Kaulitz über die privaten und klanglichen Veränderungen und weshalb die Band nun in allen Bereichen selbst Hand anlegt.
"Krone": Bill, nach der jahrelangen Auszeit waren die Sorgen, nicht an alte Erfolge anschließen zu können, sicher sehr groß. Wie groß ist nun die Genugtuung, nachdem ihr in 27 verschiedenen Ländern auf Platz eins der iTunes- Charts gelandet seid? Bill Kaulitz: Wir waren eigentlich von Anfang an schon relativ entspannt, weil wir an uns und unsere Songs geglaubt haben. Den größten Druck haben wir uns selbst gemacht. Der Erfolg ist natürlich trotzdem toll und wir sind auch total überrascht von diesem positiven Feedback und das ist eigentlich das Schönste an dem Ganzen.
читать дальше"Krone": Doch nicht alle eure Fans sind restlos begeistert – ein paar ältere, die Tokio Hotel schon immer hörten, sind aufgrund eures Stilwechsels Richtung Elektronik regelrecht verstört. Warum eigentlich diese Veränderung? Kaulitz: Der einzige Anspruch für uns selbst war, dass wir das Album selber richtig gut finden. Wir haben uns nicht bewusst verändert, sondern selber geschrieben und produziert. Das Ergebnis ist die Musik, die sich für uns selbst gut angefühlt hat. Wir wollten auch keine Kompromisse eingehen, sondern einfach das durchziehen, was für uns das Beste war. Es ist schon klar, dass es nicht allen Leuten gefällt, und das ist auch ganz normal.
"Krone": Es gab Zeiten, da waren englische Texte für euch kein Thema – nun ist das komplette Album "Kings Of Suburbia" in dieser Sprache gehalten. Kaulitz: Na ja, wir haben schon seit dem zweiten Album alle Scheiben in zwei Sprachen veröffentlicht und das letzte Album "Humanoid" auch auf Englisch und Deutsch geschrieben. Damals fiel uns schon auf, dass wir Deutsch schon nur mehr deshalb verwendet haben, weil die Leute das von uns erwarteten. Wir mussten damals viel übersetzen und Songs doppelt singen – da geht auch viel vom Inhalt verloren. Außerdem gibt es im Studio Momente, die kriegst du kein zweites Mal hin. Das war fast wie Büroarbeit, das Übersetzen. Das fanden wir aber nicht mehr gut und wir wollten die Songs so lassen, wie sie entstanden sind. Wir haben in diesem Fall eben alles auf Englisch geschrieben und da sich der Prozess des Übersetzens so unnatürlich anfühlte, haben wir es dieses Mal einfach nicht gemacht.
"Krone": Im Video zu eurer Single "Girl Got A Gun" sieht man ein masturbierendes Plüschtier und viele sexuelle Andeutungen. Beim Video zu "Love To Love You Back" knutscht du wahllos mit Männern und Frauen herum. Ist das eine Notwendigkeit, um nach der langen Abwesenheit wieder herauszustechen? Kaulitz: Das haben wir uns nicht wirklich vorgenommen. Viele Leute glauben sicher, dass das alles Kalkül ist, aber wir treffen nur die kreativen Entscheidungen in den jeweiligen Momenten. Wir überlegen uns keinesfalls bestimmte Provokationen, sondern waren eher über diese Diskussionen erstaunt. Das hat uns absolut überrascht. Wir versuchen keine Skandale zu kreieren, sondern machen einfach alles so, wie wir es cool und geil finden. Die Leute können dann damit machen, was sie wollen.
"Krone": Ist doch schön, wenn ihr überhaupt polarisieren könnt. Das ist heute doch gar nicht mehr so einfach. Kaulitz: Ja, das stimmt. Es gibt so viele krasse Sachen von anderen Künstlern – manche haben zum Beispiel an ihrem Körper noch nichts, was sie nicht schon gezeigt hätten. Allein deshalb hätte ich nicht gedacht, dass über unsere Videos diskutiert wird.
"Krone": Weil wir eingangs schon über die unterschiedlichen Rezeptionen gesprochen haben. Eine wenig schmeichelhafte Kritik kam von der "Süddeutschen": "Es ist so, als hätte David Guetta mit einer E- Gitarre auf einem iPad aufgenommen." Wie sehr berührt euch so etwas? Kaulitz: (lacht) Eine Kritik kritisiert ja meistens. Etwas Positives kommt da selten raus, oft sind einzelne Journalisten ja einfach nur sauer, dass sie kein Interview von uns bekommen haben. Oft waren es in der Musikgeschichte die besten Alben, die von Journalisten nach Erscheinen schon mal verrissen wurden. Im Endeffekt schreibt das ein einziger Mensch und deshalb berührt uns das auch nicht sonderlich – wir lesen uns so etwas gar nicht mal durch.
"Krone": Nach dem dritten Album "Humanoid" seid ihr 2009 fluchtartig nach Los Angeles ausgewandert, weil der Rummel um euch in Deutschland unerträglich war. War dieser Schritt notwendig, um in Ruhe erwachsen werden zu können? Kaulitz: Der Umzug war in jedem Fall im kreativen Prozess, als auch für unser Privatleben nötig. Nach "Humanoid" wussten wir gar nicht, was wir noch sagen sollten, wir waren total leer und hatten überhaupt keine Inspiration mehr. Wir mussten von der Karriere etwas Abstand kriegen und mal eine Weile gar nichts machen. Wir haben versucht, unser Privatleben auf die Reihe zu kriegen und das ist auch notwendig, um überhaupt Musik zu machen. Natürlich hätten wir locker ins Studio gehen und irgendetwas aufnehmen können, aber wir hatten den Anspruch, etwas Geiles zu machen, und sind selbst unsere härtesten Kritiker. Wir wollten nicht etwas hinschleudern, um einfach nur den Vertrag zu erfüllen. Wenn man dann aber – so wie wir jetzt – alles selbst in die Hand nimmt, dann dauern manche Sachen einfach ein bisschen länger.
"Krone": Es gab Zeiten, da konntest du den Namen Tokio Hotel nicht einmal mehr hören. Wie lang hat es gedauert, bis Energie und Motivation wieder zurückgekehrt sind? Kaulitz: Das nahm schon einige Zeit in Anspruch. Wir hatten das Gefühl, die ganze Zeit unterwegs zu sein und nie eine Pause gehabt zu haben. Damals rückten auch so viele Privatgeschichten von uns in den Vordergrund und das nahm im Vergleich zu unserer Musik eindeutig Überhand. Das hat uns überhaupt nicht gefallen und in erster Linie wollten wir uns einfach aus den Medien zurückziehen. Das war die viel größere und schwierigere Aufgabe. Keine privaten Skandale, kein Blödsinn, keine Interviews und keine Fotos. Das war nicht einfach, das auch so durchzuziehen. Das Musikmachen vermisst man dann aber relativ schnell und nach etwa eineinhalb Jahren haben wir in unserem selbstgebauten Studio wieder geschrieben und produziert. Es hat dann nicht lange gedauert, bis die Lust wiederkam, aufzutreten und unsere Musik mit den Menschen zu teilen.
"Krone": Gab es bei euch schon Wesensveränderungen? Wie amerikanisch seid ihr mittlerweile geworden? Kaulitz: Also die ganzen Amis sagen immer, wir wären typisch deutsch. Wir sind immer pünktlich, superlässig und mit allem sehr korrekt. Das fällt glaube ich schon auf, dass wir uns das Deutsche auch in den USA bewahrt haben.
"Krone": Habt ihr jetzt wieder ein entspannteres Verhältnis zu eurer alten Heimat? Kaulitz: Wir hatten eigentlich nie ein schlechtes Verhältnis und mögen Deutschland total gerne. Könnten wir ungestörter in Deutschland leben, wären wir auch hier – Georg und Gustav leben nach wie vor hier und wir haben alle ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Eltern und unseren Familien. Eigentlich gibt es da überhaupt keine Probleme.
"Krone": Ein derartiges Comeback muss natürlich auch mit einer anständigen Tour begleitet werden. Was können wir da für 2015 erwarten? Kaulitz: Wir sind gerade dabei, die Tour zu planen, und ich denke wir werden ab dem Frühjahr das ganze Jahr über live spielen. Wir wollen in alle Länder fahren und uns wieder kräftig zurückmelden.
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Das inoffizielle fünfte Mitglied von Tokio Hotel begrüßt mich sofort stürmisch und ohne Umschweife, in dem es meine rechte Hand vor Begeisterung förmlich verschlingt. Okay, normalerweise gehe ich mit meinen Interviewpartnern eher selten direkt auf Tuchfühlung, aber für Pumba mache ich natürlich eine Ausnahme. Entsprechend enttäuscht ist Bill Kaulitz’ Bulldogge dann auch, als er beim weiteren Verlauf des Gesprächs nicht dabei sein darf, weil er in der Zwischenzeit von einer jungen Dame ums Haus geführt werden soll. Nur zögernd verlässt er die Suite im Ritz Carlton, wo Bill und Tom Kaulitz, Georg Listing, Gustav Schäfer und ich es uns inzwischen auf den Sofas bequem gemacht haben. “Er geht nicht gerne mit anderen mit, normalerweise läuft er meistens mir hinterher”, erklärt Bill mir und beobachtet noch einen Moment lang skeptisch, wie sein kleiner Freund mit hängenden Ohren davon wackelt. Aber bei den restlichen Bandmitgliedern ist die gute Laune ungebrochen. Red Bull Dosen werden zischend geöffnet, um einen leichten Anflug von Müdigkeit zu bekämpfen (Tom zu Georg: “Du gießt dir das jetzt nicht ins Glas, oder?” Georg: “Doch, ich mach mir jetzt ‘n schönes Gläschen!” Prost!). Nach ein paar ruhigen Jahren ging es in den letzten Tagen wieder turbulent zu im Hause Tokio Hotel. Umso mehr freue ich mich, dass man sich die Zeit nimmt, sich mit mir zu unterhalten. Am besten doch über das, was man als Band am liebsten macht – Musik!
читать дальшеIch habe die letzten Wochen sehr aufmerksam verfolgt, was auf eurem Facebook Profil los war. Da gab es natürlich erst einmal einen großen Aufschrei, als man die ersten Songs hören konnte, wie sehr euer Sound sich doch verändert hat. Mich interessiert, empfindet ihr die Veränderung selber als so extrem? Und war es eher ein langsamer Prozess dort hin oder die bewusste Entscheidung, es diesmal anders angehen zu lassen?
Tom: Die Entscheidung war weniger bewusst, aber wir nehmen natürlich schon auf, dass das jetzt extrem anders ist als das was wir früher gemacht haben. Wenn man dieses Album mit unserem zweiten zum Beispiel vergleicht, ist der Sprung ja noch größer. Mit “Humanoid” haben wir das ja schon ein bisschen eingeläutet, da haben wir rum experimentiert mit Synthesizern und Programmings. Das habe wir jetzt einfach fort geführt. Für uns ist das natürlich ein Prozess und eine Entwicklung, die über einen langen Zeitraum stattgefunden hat.
Bill: Nach dem letzten Album ging es für uns so nicht mehr weiter. Ich hatte überhaupt keine Inspiration mehr, wir wussten nicht, was wir musikalisch machen wollten. Klar hätten wir jetzt noch so ein Album zusammen schrauben können. Aber wir waren auch so lang auf Tour und mussten uns erst mal neue Inspiration holen. Authentisch sein oder sich treu bleiben bedeutet für mich, dass man mit seiner Entwicklung mit geht und nicht einfach abliefert was die Fans von einem hören wollen. Ich wollte eine Platte machen, die ich mir Zuhause selber anmachen und hören würde.
Tom: Da gehen viele Künstler ja auch ganz unterschiedlich ran. Wenn man zum Beispiel Avril Lavigne nimmt. Die Frau geht wahrscheinlich auf die 40 zu und macht noch den gleichen Teenage Rock den sie damals gemacht hat, als sie 16 war. Und das macht sie, weil sie genau weiß, das ist meine Zielgruppe, meine Fans lieben das, also mache ich das für den Rest meines Lebens. Das ist ihre Art von treu sein – ob sie das privat noch geil findet, wage ich zu bezweifeln. Uns war klar, wir wollen nicht irgendwo stehen bleiben. Wir hatten das ja auch, diese Nische von Fans, die geliebt haben was wir gemacht haben. Für uns war aber nicht die Entscheidung da bleiben wir jetzt, damit wir für den Rest unseres Lebens die gleiche Käuferschaft haben und unsere Fans bedienen. Wir wollen uns treu bleiben indem wir das machen, was wir machen wollen. Das heißt nicht, dass wir unsere alten Platten nicht auch geil finden – für damals eben. Wir haben viel Musik gemacht und machen jeden Tag Musik, das verändert sich. Wir wollen nicht irgendwo stehen bleiben.
Ich finde das ja völlig verständlich, vor allem gemessen daran, wie früh ihr angefangen habt. Ich persönlich finde auch nicht mehr alles gut, wofür ich mich mit 16 begeistert habe…
Bill: Klar, man entwickelt ja einen völlig anderen Geschmack und auch in den fünf Jahren seit der letzten Platte hat das Leben sich verändert. Man hört andere Musik, das kennt ja jeder von sich selber. Für mich ist immer wichtig, dass ich mache, was ich in dem Moment machen will. Kann sein, dass ich in zwei Jahren sage, jetzt steh ich aber gar nicht mehr auf das Elektronische, jetzt will ich ein ganz anderes Album… wichtig ist, dass es authentisch ist. Dass man nicht versucht, nur das zu bedienen, was die Leute von einem erwarten. Ich glaube, nur so kann man erfolgreich sein, dass man das gut findet, was man macht und zu 1000 Prozent dahinter stehen kann.
Man muss ja auch sagen, dass wir hier immer noch über einen recht organischen Wandel sprechen. Eure Musik war ja früher schon eher melodiös, von poppigem Songwriting geprägt.
Bill: Genau! Das finde ich auch lustig. Manche schreiben jetzt, früher waren sie rockiger. Und früher hat niemand gesagt, dass das, was wir machen Rock ist! (Gelächter) Jetzt hatten wir plötzlich früher total krasse Gitarren, aber das hat damals niemand geschrieben!
Tom: Früher haben wir gehofft, dass das jemand mal schreibt!
Wenn ihr eure Songs schreibt, wann kriegen die denn überhaupt ihr musikalisches Gewand? Am Anfang steht ja immer eine Melodie, denke ich.
Tom: Das Songwriting war diesmal schon ein ganz anderes. Erst hatten wir ein paar Sessions mit Produzenten und Schreibern. Wir haben ein bisschen was gemacht, aber das hat sich nicht richtig angefühlt. Das knüpfte einfach zu sehr an das vorige Album an. Wir haben noch ein bisschen rum probiert aber irgendwann haben Bill und ich uns angeguckt und entschieden, das geht so gar nicht in die richtige Richtung. Ich habe zu Bill gesagt, lass uns ein Homestudio bauen und einfach jeden Tag Musik machen, so wie wir das wollen.
Bill: Am Anfang war es frustrierend, denn niemand hat verstanden, was wir wollten. Wir kamen irgendwie nicht weiter, weil wir erst einmal einfach Sachen ausprobieren wollten, und das hat keiner geschnallt. Und aus der Frustration raus, dass keiner so recht wusste was wir machen sollten, haben wir gedacht, wir machen es erst mal selber.
Tom: Der erste Song, den wir fürs Album geschrieben haben war “Stormy Weather” und da war das Songwriting schon ein ganz anderes. Ich habe nicht damit angefangen, ‘ne Gitarre aufzunehmen, mit Bill zu jammen und daraus ‘nen Song zu kreieren, sondern ich hab den Track erst mal fast fertig gehabt. Ich hab zuerst zum Synthesizer gegriffen und nicht zur Gitarre, das hat sich ganz natürlich angefühlt. Ich hab gar nicht das Gefühl gehabt, dass ich erst mal ein geiles Riff raus hauen muss. Am Ende hatte ich das Playback fertig und dazu haben wir quasi on track die Vocal Melodie geschrieben.
Bill: Genau, das haben wir meistens so gemacht. Eigentlich war es so, dass Tom fast immer fertig produzierte Tracks und Parts hatte, aus denen wir die Songs entwickelt haben. Er ist so ein Studio Junkie, ich bin da anders, muss ich sagen. Tom sitzt ab morgens bis nachts da und macht diesen ganzen Kram. Ich komme meistens dazu wenn es fast fertig ist.
Tom: Zu einem späteren Zeitpunkt in der Produktion haben wir dann unsere Live Instrumente dazu genommen. Das war uns aber auch wichtig, weil wir diesen speziellen Sound haben wollten. Wir wollten ja kein DJ Album machen. Das hat sich dann extrem gut angefühlt, um diesen Druck reinzukriegen.
Bill: Ein Song wie “Girl Got A Gun” fängt zum Beispiel rein elektronisch an und im C-Teil kommen dann die Live Drums dazu. Das haben wir später geaddet, als wir gemeinsam in Hamburg ins Studio gegangen sind.
Das war dann quasi der Zeitpunkt, wo ihr alle zusammen gekommen seid.
Georg: Genau, wir sind dann dazu gekommen und haben das Ganze sozusagen verfeinert.
Tom: Ich hab die Songs aber auch schon vorher an die Jungs rum geschickt.
Bill: Wir sind natürlich immer im Austausch, auf jeden Fall.
Wie ihr ja schon sagtet, “Stormy Weather” war der erste der neuen Songs, die so entstanden sind, der ist dann ja schon ein paar Jahre alt. Interessant finde ich, dass man hört, dass er sich stilistisch immer noch näher an den “Humanoid” Sachen befindet als die späteren Songs.
Bill: Richtig, das war dann so eine Reise. Das war für uns der Grundstein zu sagen, das machen wir jetzt erst mal und von dort ging es immer weiter. Irgendwann dachte ich boah, das ist jetzt schon ganz schön krass und fett alles, also haben wir zwischendrin mal ‘ne Ballade gemacht, nur mit Klavier. Bei “Run Run Run” zum Beispiel gab es auch mal eine richtige Dance Version. Was ich auch gut finde, das passte gut zu diesen langsamen speziellen Vocals, wo ich auch mal ganz neue Sachen gemacht habe, mit Kopfstimme zum Beispiel. Es gab da also auch eine ausproduzierte Version, aber am Ende haben wir uns dagegen entschieden und das einfach so gelassen.
Findet ihr auch, dass es die Öffentlichkeit einer Rockband eher übel nimmt, wenn sie sich auch mal an elektronische Sounds wagt als umgekehrt?
Bill: Ja. Ich glaube, das liegt daran, dass viele Leute, die gar nichts mit Musik zu tun haben denken, dass elektronische Musik einfacher ist und weniger wertvoll. Was totaler Quatsch ist.
Tom: Für mich ist es übrigens zehn Mal einfacher eine Gitarre aufzunehmen und direkt den Sound zu haben, den ich möchte. Wenn ich ein richtig fettes Synthesizer Riff haben möchte, da sitze ich teilweise ein paar Wochen dran. Die Leute haben einfach einen falschen Eindruck davon, sie denken, da steckst du ein Keyboard rein, nimmst das kurz auf und dann klingt das automatisch fett, weil es aus dem Computer kommt. Die meisten beschäftigen sich nicht selber damit und wissen deshalb nicht, wie viel Arbeit das sein kann.
Und wie viele der Sounds, die man jetzt auf dem Album hört, sind durch euch entstanden und was ist dem Einfluss eurer Produzenten zu verdanken?
Bill: Viele. Wir haben ganz viele Sachen komplett selber gemacht, die wurden gar nicht von anderen Produzenten angefasst. “Girl Got A Gun” zum Beispiel haben wir komplett von vorne bis hinten selbst gemacht.
Tom: Wir haben vieles am Ende nur in einen finalen Mixing Prozess gegeben. Die ganzen Grundbeats und -sounds kommen eigentlich alle zu 80 Prozent von uns. Was das Songwriting anging und die Lyrics haben wir uns natürlich schon auch mit Leuten beraten.
Bill: Bei dem Song “We Found Us” zum Beispiel hatten wir eine Version gemacht, aber dann hatte ein Produzent, mit dem wir schon länger zusammen arbeiten einen super geilen Synthesizer, hat uns den rüber geschickt und gemeint, hört euch den mal an. Mittlerweile geht das ja alles online, die schicken uns das rüber, wir hören es an, denken geil, Tom bastelt noch ein bisschen dran rum und wir laden das in den Computer. Man sitzt ja heutzutage gar nicht mehr so gemeinsam im Studio.
Was tatsächlich kein so großes Thema mehr zu sein scheint ist die Frage, warum ihr nicht mehr auf Deutsch singt. Letzte Woche habt ihr eine Pressekonferenz gegeben, da war ich mir sicher, dass das eine der ersten Fragen sein wird die kommt, dem war aber nicht so.
Tom: Das stimmt! Es ist weniger Thema als ich gedacht hätte. Ich habe gedacht bei dem Ding würden wir diesbezüglich einen Shitstorm von allen Seiten kriegen, aber der ist tatsächlich ausgeblieben (lacht). Der Grund dafür ist, dass wir diesmal von Anfang an auf Englisch geschrieben haben und wir keine Übersetzungen mehr machen wollten.
Bill: Bei “Humanoid” haben wir ja exakt das gleiche Album auf Englisch und auf Deutsch gemacht. Und das war ein reines Abarbeiten. Wir haben es nur noch gemacht, weil wir dachten wir müssen es machen. Im Prozess selber ging dann aber so viel verloren. Ich musste ja alle Songs doppelt singen. Und dann denkst du manchmal, der Song kommt im Deutschen aber nicht so geil und der vielleicht im Englischen nicht, aber du musst es einfach machen. Es fühlt sich nicht so gut an etwas raus zu geben von dem man denkt, es ist nur ein Kompromiss und nicht so entstanden. Darum haben wir der Plattenfirma diesmal von vorne herein gesagt, wir wollen nur ein Album machen, so wie es entsteht, und das haben sie dann auch verstanden.
Tom: Wenn ein Song mal wieder auf Deutsch entsteht, dann lassen wir den auch wieder auf Deutsch.
Bill: Aber wir haben diesmal halt nur auf Englisch geschrieben. Kann sein, dass irgendwann mal wieder ein deutscher Song kommt. Aber den übersetzen wir dann auch nicht (lacht).
Эй, Элиенс! (Для тех, кто не в теме, поясним: так называют себя поклонники немецкой четверки Tokio Hotel.) Уж мы-то знаем, этого альбома вы ждали очень долго! Сколько-сколько, говорите? Пять лет?!
Ну, за такое непоколебимое терпение просто необходимо сделать себе подарок. Super Love Radio вам в этом поможет!
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Новый день — новые звезды! Сегодня на HOT&TOP к Ирене Понарошку придет известный PR-менеджер Дмитрий Волков! Будем обсуждать музыку, шоу-бизнес и общаться со зрителями в прямом эфире
Также мы разберем разберем сразу 2 клипа: Tokio Hotel "Love Who Loves You Back" и Marlon Roudette "When The Beat Drops Out" и узнаем как прошел фестиваль "Круг Света 2014".
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@RockMafiaAussie @Rock_Mafia Нам очень понравилось работать с @tokiohotel над песнями lwlyb и louder than love. С нетерпением ждем, когда сможем поработать с этими парнями снова
+ интересный факт.
Rock Mafia написали это в твиттере 22 мая 2013 года. Похоже, что именно тогда и была написана песня "Louder Than Love".
1. ORFC Tokio Hotel @tokiohotelrus: #Элиенсы, голосуйте за @tokiohotel на крупнейшей радиостанции в России @EuropaPlus! europaplus.ru/index.php?go=Novelty …
2. Anni @kakteen75: Голосование на радио: кликните Tokio Hotel - "love who loves you back" --- "senden" =) www.ostseewelle.de/horercharts
Aus dem Nichts erscheint ein neues Album der aufwendig frisierten Synthie-Rocker – und genau dahin wird es auch zurückkehren.
Das letzte Album der Magdeburger Cyborgs, HUMANOID, kam 2009 mit großem PR-Getöse auf den Weltmarkt, stürzte nach einer Woche auf Platz eins in Deutschland auf die 25 ab, kaum ein Konzert der Zubehör-Tour war ausverkauft. Nach der Leadsingle „Automatisch“ erreichte keine der weiteren Auskopplungen die Charts. Gleiches Schicksal ereilte das zum Weihnachtsgeschäft 2010 panisch nachgeschobene BEST OF. Die Band zog sich zurück, die anführenden Kaulitz-Brüder nach Los Angeles. Die öffentliche Aufmerksamkeit sei zu groß geworden.
читать дальшеDoch das Gegenteil war der Fall. Woran lag’s? Wie konnte die größte deutsche Band seit mindestens Rammstein, die weltweit Top Tens erreichte, 2008 bei den MTV VMAs als „Best New Artist“ ausgezeichnet wurde und für die jüdische Jugendliche in Israel Deutschkurse belegten, um ihre Texte im Original verstehen zu können, ja, wie konnte die so abrupt und so tief abstürzen? Antwort: Die magische Vier-Jahres-Grenze war überschritten, die Haltbarkeit einer nur für Teenies interessanten Band abgelaufen. Wham!, NKOTB, Spice Girls, Backstreet Boys – niemand war im fünften Jahr noch relevant. Das Publikum wird 13, 14 und beginnt, sich mit ernsthafter Musik zu beschäftigen. Für Nachgeborene steht schon das nächste Produkt bereit. Nach einem kurzen Gastspiel der Kaulitz-Twins als „DSDS“-Juroren und den im Popgeschäft obligatorischen Gerüchten um eine Drogensucht des Sängers wagen Tokio Hotel nun das Comeback mit Album Nummer vier. Es ist ihr erstes, das nur in englischer Sprache erscheint. „The time is now“, skandiert Bill Kaulitz mit stark autogetunter Stimme im Opener „Feel It All“. „Jetzt ist uns’re Zeit“, sang er schon vor neun Jahren. Damals hatte er recht. Heute klingt es wie eine kühne Behauptung.
Tokio Hotel haben ihren Sound sanft der Zeit angepasst: Es sind noch weniger Rockgitarren als zuletzt zu hören. Dafür gibt’s hier Chillwave-Plätschereien („Love Who Loves You Back“), dort Dubstep-Anwandlungen („Stormy Weather“) und im Titelstück die „Oh-hou“-Chöre, ohne die heute kein Hit mehr auskommen darf. Im Grunde ist es aber ein weiteres Album einer Band, deren Musik stets nur Vehikel dafür war, ein Phänomen auf- und auszubauen. Eine deutsche Band, die nun wirklich alles andere als kreuzbieder auftritt und einem jungen Publikum auf Orientierungssuche in einem Update zu Bowie zeigte, dass es vollkommen normal ist, wenn ein Mann wie eine Frau oder ein Außerirdischer aussieht, das sind die wahren Verdienste von Tokio Hotel. „Durch den Monsun“ wird in dem Feld Spuren hinterlassen, das mit den Hits der Kelly Family gedüngt wird. KINGS OF SUBURBIA kann daran nichts ändern. Und der penetrante Refrain „Girl got a gun, girl got a gun, gun, gun. Girl got a gun, girl got a gun, bang, bang“ eines Songs, der von einer „dirty bitch“ erzählt, nervt schon, bevor er gefühlt unendlich wiederholt wird. „Dead all the glory we had, it’s over, it’s over“ (Tokio Hotel: „Invaded“).